In seiner letzten Sitzung hat der Gemeinderat den Weg frei gemacht für die Fortsetzung der Rathaussanierung. Im Frühjahr kommenden Jahres sollen die umfangreichen Arbeiten für die Innensanierung aufgenommen werden. Die Fertigstellung und der Einzug der Verwaltung ist für das Jahresende 2027 geplant.

Der Gemeinderat hat die Sanierung zu Jahresbeginn zurückgestellt, da sich die Zuschusssituation als vollkommen unbefriedigend dargestellt hat. Bei einer Bausumme von 1.754.820,48 Euro gab es gerade einmal 34.050 Euro Zuschuss aus Denkmalschutzmitteln des Landes. Dies entsprach nicht einmal zwei Prozent der Baukosten. Durch intensive Anstrengungen konnte die Finanzierung auf eine deutlich bessere Grundlage gestellt werden. Stand heute können mit gut 425.000 Euro an Zuschüssen fest gerechnet werden. Weitere 350.000 Euro sind beantragt und mit berechtigt guten Erfolgsaussichten unterlegt. Im besten Fall können somit gesamt 802.050 Euro an Zuschüssen generiert werden. Der kommunale Eigenanteil würde sich auf 952.770,48 Euro reduzieren. Statt einer Zuschussquote von rund 2 Prozent, sprechen wir jetzt von einer sicheren Zuschussquote von 24 Prozent und im Idealfall von einer Zuschussquote von 46 %.

Aus dem Holz Innovativ Programm des Landes könnten 250.000 Euro an Zuschuss fließen. Eine der Bedingungen für eine Förderung ist, dass das verwendete Bauholz aus der Region stammen muss. Zudem muss eine intensive Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden. Die gewonnenen Erkenntnisse müssen in wissenschaftlich aufbereiteter Form der Fachwelt bereitgestellt werden. Im Rathausinneren wird ausschließlich Weißtanne zum Einsatz kommen. Rund 180 Festmeter an Stammholz sind notwendig, um 100 Kubikmeter qualitativ hochwertiges Bauholz zu gewinnen. Je Baum kann mit vier Festmetern gerechnet werden. Etwa die Hälfte des Bedarfs an Weißtannen kann aus dem eigenen Forst gewonnen werden. Dieses wird im örtlichen Sägewerk Maurer verarbeitet.

Für die absoluten Spitzenqualitäten soll Holz aus dem Schwarzwald zum Einsatz kommen, genauer gesagt aus Eisenbach. Auf Grund der Höhenlage, dem raueren Klima und den entsprechenden Böden, wachsen die Weißtannen dort langsamer und das Holz hat eine höhere Dichte. Zudem gibt es Bäume, die acht Meter komplett astfrei sind. Zimmermannsmeister und Restaurator Martin Wider hatte im Vorfeld mit den beiden Schwarzwälder Waldbauern Martin Winterhalter vom Blessinghof und Julian Willmann vom Unterfahlenbachhof geeignete Weißtannen vorausgewählt.

Die Entscheidung, welche Bäume im Rathaus verarbeitet werden, hat eine Delegation aus unserer Stadt am vergangenen Freitag vorgenommen. Mitglieder des Gemeinderates, der Verwaltung, des Verbandsbauamtes, Stadtarchivar Ludwig Henzler und Forstrevierleiter Sebastian Dreher machten sich gemeinsam auf den Weg in den verschneiten Schwarzwald. Dort zeigten sich ihnen wunderschöne Waldbilder und ein Holzvorrat je Hektar, der etwas doppelt so hoch ist wie in unseren Wäldern der Region.

Die beiden Waldbauern bewirtschaften zusammen 300 ha Waldfläche. Jede Woche wird der Wald abgefahren, um Borkenkäferbefall frühzeitig zu erkennen. Der mächtigste Baum hatte sage und schreibe rund acht Festmeter Masse. Die ältesten zum Einsatz kommenden Bäume sind bis zu 180 Jahre alt. Einer der Waldbauern ist auch noch Gastwirt. Bei einem gemeinsamen Mittagessen fand ein reger Austausch über die Forstwirtschaft statt. Abschließend wurde vereinbart, dass die beiden Waldbauern nach Mühlheim kommen, sobald ihr Holz dort verbaut wird. Somit hat das verwendete Holz nach den bis zu 180 Jahren des Wachsens noch hoffentlich viele weitere Jahrhunderte einen konkreten Nutzen und speichert weiter CO2.